Die allergische Reaktion und andere allergische Erkrankungen
Neben dem allergischen Asthma können Allergien eine Reihe weiterer Erkrankungen verursachen. Diese Erkrankungen können unabhängig voneinander auftreten. Manche Patienten aber haben mehrere
allergische Erkrankungen gleichzeitig oder nacheinander.
Die wichtigsten und häufigsten sind der Heuschnupfen mit den Symptomen Schnupfen und Augenbrennen, allergische Hauterkrankungen, wie z.B. die Neurodermitis oder die Kontaktdermatitis, mit Hautausschlägen und Hautentzündungen, die Nahrungsmittel- allergien mit dem Hauptsymptom Durchfall und der allergische Schock.
Ein Allergiker hat nur dann Beschwerden, wenn sein Allergen tatsächlich mit seinem Körper in Kontakt tritt, wenn er es also beispielsweise mit der Luft eingeatmet hat. Beim Kontakt eines speziellen Allergens (das auch als "Antigen" bezeichnet wird) mit der Bronchialschleimhaut passiert nun folgendes: Das Immunsystem setzt die Bildung eines Antikörpers in Gang, der genau gegen dieses Antigen gerichtet ist und mit ihm eine Verbindung eingeht. Dieser Antikörper ist ein Eiweissstoff aus der Gruppe der Immunglobuline.
Beim allergischen Asthma und bei einigen anderen allergischen Erkrankungen (siehe unten) entstehen Immunglobuline der Klasse E (Abkürzung: IgE). Die Reaktion des Antikörpers mit dem Allergen führt zur Freisetzung von Stoffen, vor allem Histamin, welche die oben genannten Veränderungen an den Bronchien auslösen. Man hat die allergischen Erkrankungen, die auf dieser Weise durch eine IgE vermittelte allergische Reaktion zustande kommen, unter dem Oberbegriff der "atopischen Erkrankungen" oder "Atopien" zusammengefasst
Übersicht: Die häufigsten "Atopien"
- allergisches Asthma
- Heuschnupfen
- Neurodermitis
- Nahrungsmittelallergien
Die Veranlagung zu einer solchen allergischen Reaktion ist teilweise erblich. Wenn ein Elternteil eine der genannten atopischen Erkrankungen hat, müssen etwa 40 Prozent der Kinder auch mit einer atopischen Erkrankung rechnen. Manche Kinder haben beispielsweise zunächst ein paar Jahre lang Heuschnupfen, bevor die bronchiale Überempfindlichkeit die Oberhand gewinnt. Auch bei Erwachsenen entsteht häufig aus dem Heuschnupfen ein Asthma. Man schätzt, dass 30 Prozent der erwachsenen Heuschnupfen-Patienten innerhalb von 10 bis 15 Jahren asthmatische Beschwerden bekommen.
Die Allergene
Ein wenig muss man seinen "Feind" studieren, wenn man ihn bekämpfen und auch wenn man ihm aus dem Weg gehen will. Das allergische Asthma wird durch die folgenden Allergene ausgelöst:
- Pflanzenpollen
- Bestandteile des Hausstaubes
- Bestandteile des Mehlstaubs
- Tierhaare und daran haftende Partikel
- Schimmelpilzsporen
Für die meisten Menschen sind diese "Plagegeister" des Allergikers absolut harmlos. Im übrigen hat auch der Allergiker, der z.B. auf Roggenpollen mit Schnupfen oder Asthma reagiert, in der Regel keine Probleme mit Tierhaaren, Schimmelpilzsporen, Mehlstaub usw. Dies beinhaltet die Chance, sich "seinen" Allergenen gegenüber ganz gezielt zu verhalten, wenn man sie kennt. Pflanzenpollen sind die häufigsten Auslöser von Allergien im Bereich der Atemwege. Die meisten blühenden Pflanzen (auch Gräser blühen!) produzieren extrem viele leichte Pollen, die der Wind über weite Strecken verteilt. Kein Pollenallergiker reagiert auf alle Pollen, sondern nur auf die fliegenden Samen einer oder mehrerer Pflanzen.
Die grösste Gruppe, etwa die Hälfte der Pollenallergiker, reagiert auf Gräserpollen. Ihre Beschwerdesaison reicht etwa von April bis September. 20 Prozent sind Baumpollenallergiker mit einer Saison, die schon im Februar/März beginnt, aber meistens schon im Frühsommer endet.
Noch einmal 20 Prozent reagieren sowohl auf Gräser als auch auf Baumpollen. Pflanzenpollen kann man natürlich nicht "bekämpfen", man kann ihnen aber weitgehend aus dem Weg. Bestandteile im Hausstaub können das ganze Jahr über für asthmatische Beschwerden sorgen. Das ist ein Nachteil gegenüber der Pollenallergie. Eine Hausstauballergie hat aber auch Vorteile: Man kann den "Feind" hier nämlich besser "umzingeln" und ihm mit bewährten Taktiken zuleibe rücken. In den meisten Fällen beruht die "Hausstauballergie" auf einer allergischen Reaktion gegen den getrockneten Kot der Hausstaubmilben. Diese Gott sei Dank winzig kleinen, mit dem blossen Auge unsichtbaren Spinnentiere kommen auch in "besseren Häusern" vor. Sie ernähren sich von Hausstaubbestandteilen und mögen es gern feucht und warm.
Aber auch erheblich grössere Tiere können Stoffe an sich tragen oder absondern, die das allergische Asthma auslösen. Vor allem die Haare von allen möglichen Haustieren (oft Katzen, Hunde, Hamster, Meerschweinchen), aber auch deren Hautschuppen, Speichel oder Exkremente können allergen wirken. Solche Allergene werden oft auch über Kleidungsstücke transportiert. Daher kann es vorkommen, dass Sie durch Ihre Arbeitskollegin eine Katzenfreundin weiterhin mit Ihrem Allergen "versorgt" werden, obwohl Sie Ihre eigene Katze schweren Herzens im Tierheim abgegeben haben.
Schimmelpilzsporen sind grundsätzlich auch das ganze Jahr lang präsent. Schimmelpilze gedeihen am besten unter feuchtwarmen Bedingungen auf organischem Material. Schimmelpilz-Reservoirs, die Ihre asthmatischen Beschwerden unterhalten können, befinden sich daher oft in feuchten Räumen (Badezimmer), hinter Schränken, in Holzwänden, in der Blumenerde von Zimmerpflanzen oder auf faulendem Obst in der Obstschale. Gegen den Schimmelpilz hilft nur eine generalstabsmässige Sanierung der Wohnung die allerdings kann zur Beschwerdefreiheit führen.
Kann man Asthma vorbeugen ?
Sie haben soeben die Hauptauslöser des allergischen Asthmas kennengelernt. Wenn Sie nun zwei wichtige Schritte weitergehen, haben Sie für die spezielle Asthmavorbeugung das wesentliche getan:
Ihr nächster Schritt muss sein, Ihre Allergene zu identifizieren. Dazu eignen sich diagnostische Tests, die auch bei mir durchgeführt werden können. Dann müssen Sie Ihren Allergenen entweder aus dem Weg gehen (Pollen, Mehlstaub) oder sie aus Ihrer Umgebung möglichst vollständig entfernen (Hausstaub, Tiere, Schimmelpilze). Danach sind Sie entweder von Ihrem allergischen Asthma geheilt oder Sie haben nur noch geringe Restbeschwerden, mit denen Sie besser zurechtkommen als vorher. Soweit zur speziellen Asthmavorbeugung. Es gibt daneben aber noch die Chancen der allgemeinen Asthmavorbeugung, die Sie aus den folgenden drei Gründen nutzen sollten:
1.)Die Massnahmen der allgemeinen Asthmavorbeugung verbessern Ihre Gesundheit insgesamt.
2.)Das Entstehen einer allergischen Reaktion aus einer entsprechenden Asthma und Allergiediagnostik
3.)Beim gemischten Asthma führt die Allergenvermeidung allein nicht ans Ziel
Wenn Sie die Vermutung haben, dass Ihre asthmatischen Beschwerden allergisch bedingt sind, sollten Sie genau feststellen, welches Allergen bzw. welche Allergene Ihre Beschwerden auslösen. Um dies herauszufinden, wird Ihnen Ihr Arzt zunächst eine Reihe von Fragen stellen.
Dem Allergen auf der Spur diese Fragen bringen Sie weiter:
Wann und unter welchen Bedingungen hatten Sie erstmalig Ihre Beschwerden?
Haben Sie das ganze Jahr lang asthmatische Beschwerden oder nur zu einer bestimmten Jahreszeit?
Vertragen Sie bestimmte Nahrungsmittel schlecht? Haben Sie Hautausschläge?
Wann oder wo haben Sie gar keine Beschwerden?
Sind Ihre Beschwerden auf der Wiese oder in der Nähe von Getreidefeldern besonders stark?
Haben Sie Ihre Beschwerden in der Nähe von bestimmten Bäumen, Sträuchern oder Blumen?
In der Nähe von Tierställen? Im Keller, bei moderigem Holz?
Bei welchen Tätigkeiten haben Sie Beschwerden?
Bei der Hausarbeit ? Im Beruf ? Bei der Gartenarbeit ?
Haben Sie Beschwerden, wenn Ihr Haustier in der Nähe ist, oder wenn Sie einem bestimmten Tier begegnen?
Treten Ihre Beschwerden überwiegend nachts oder am frühen Morgen auf, wenn Sie im Bett liegen?
Stehen Ihre Beschwerden mit Ihrer Kleidung, mit Kosmetika oder Medikamenten im Zusammenhang?
Mit Hilfe dieser Fragen werden die verdächtigen Allergene "eingekreist". Das ermöglicht dem Arzt, in den folgenden Allergietests nur noch die Allergene zu testen, die er für die verdächtigsten hält. Zur "Überführung" stehen verschiedene Hauttests und der bronchiale Provokationstest zur Verfügung.
Die Allergietests, die gleich näher beschrieben werden, sind jedoch nur ein Element der Diagnostik, wenn Sie mit asthmatischen Beschwerden zum Arzt kommen. Ihr Arzt wird mindestens zwei weitere Untersuchungen vornehmen:
1. Er wird Sie insgesamt gründlich untersuchen, um Ihren allgemeinen Gesundheits-
zustand zu beurteilen.
2. Er wird Ihre Lungenfunktion überprüfen, indem er die folgenden zwei Messwerte
bestimmt:
Der erste ist die sogenannte Vitalkapazität, das Fassungsvermögen ihrer Lunge bzw. das maximale Volumen eines Atemzuges. Dazu müssen Sie so tief wie möglich einatmen und die ganze Luft in ein Messgerät ausatmen.
Der zweite Messwert ist die sogenannte Sekundenkapazität "Peak-Flow-Wert". Auch hierzu müssen Sie so tief wie möglich einatmen und dann so schnell bzw. kräftig wie möglich in ein Messgerät ausatmen. Was innerhalb der ersten Sekunde ankommt, wird gewertet. Ein Gesunder kann etwa drei Viertel seiner Vitalkapazität in der ersten Sekunde auspusten, ein Asthmatiker in der Regel nicht.